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Sender Leipzig – Neues Johannishospital (St. Johannishospital)Rundfunksender
Etwa 4 Monate nach der offiziellen Eröffnung des deutschen Rundfunks durch Friedrich Georg Knöpfke (VOX-Haus Berlin) erfolgte am 1. März 1924 gegen 14:30 Uhr der Sendestart des zweiten offiziellen Rundfunksenders in Deutschland: "Hallo, hallo, hier ist Leipzig, hier ist der Leipziger Meßamtssender der Reichs-Telegraphen-Verwaltung für Mitteldeutschland, wir senden auf Welle 450!". Da der Sender aus dem Berliner VOX-Haus eine zu geringe Reichweite hatte, wird dieser Tag als "Geburtsstunde" des Rundfunks in Mitteldeutschland angesehen. Der Sender befand sich im Gebäude "Neues Johannis-Hospital" in der Hospitalstraße 36. Dort wurden auf dem Dach der beiden Seitenflügel des Gebäudes zwei 30 m lange Stahlrohr-Masten montiert. Dazwischen hing eine Doppel-T-Antenne mit ca. 50 m Länge und etwa 40 m effektiver Höhe.
![]() Das Gebäude wurde bei einem Luftangriff am 4.12.1943 zerstört. Der erste Leipziger Röhrensender wurde von der Firma "Lorenz" in einfacher "Labor"-Ausführung gebaut. Die Sendeleistung von 250 Watt wurde durch drei parallelgeschaltete Röhren MS II der Firma C.H.F. Müller, Hamburg, bei 4000 V Anodenspannung erreicht. Röhre MS II Quelle: [16] Udo Radtke Die Spannungsversorgung übernahm eine Hochfrequenzmaschine der Firma Lorenz, welche eine mechanisch geregelte Wechselspannung mit einer Frequenz von 7000 Hz abgab. Damit versorgte man die Anoden- und Heizspannungen der Röhren. Trotz Gleichrichtung hatte diese aber den Nachteil, dass der Sender ein Pfeifgeräusch aus 7 und 14 kHz ausstrahlte (vermutlich wegen ungenügender Siebung). Dieses störte vor allem in den Sendepausen. Ungewollter Effekt: Jeder Hörer konnte dadurch einfach feststellen dass der Sender "noch da ist", die Batterien noch voll sind und das der Detektorkristall noch richtig eingestellt ist. Ab November 1924 wurde ein eigenes Pausenzeichen eingeführt, das Ticken eines Weckers. Erzeugt wurde es durch einen Wecker, dessen Ticken Interessante Nebenbemerkung: Dieser Prinzip benutzte man bis Anfang der 90er Jahre in Heizkraftwerk "Ernst Thälmann" (HKW Süd), in der Leipziger Fritz-Austel-Str. (Bornaischen Str.) 120, für die Feueralarmanlage. Dort wurde lediglich der Wecker durch eine Industriehupe (Horn) ersetzt, welche mit einer einfachen Relaisschaltung impulsgesteuert wurde. Den wöchentlichen Probealarm konnte man in den Stadtteilen Lösnig, Dölitz und Connewitz jeweils Mittwoch 10:00 Uhr deutlich hören.
Während einer Umbauphase wurde aber auch der "Besprechungsraum" zum Ort des Senders im St. Johannishospital verlegt. In der Presse wurde neben dem "Berliner Programm" jetzt auch das "Leipziger Programm" veröffentlicht. Als Mikrofon verwendete man ein so genanntes "Kathodophon" der Firma Lorenz, oder provisorisch (z.B. während der Umbauphase) ein "Telegraphonmikrophon", welches aus 12 Kohlegrieß-Mikrofonen bestand (Bild links). Mit diesem gab es jedoch "Qualitätseinschränkungen". Sendegesellschaft war die MIRAG (Mitteldeutsche Rundfunk-A.-G., Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung Leipzig), ebenfalls im Markt 4 ansässig. Sie stand unter hoheitlicher Aufsicht der Reichspost.Das Programm startete mit täglich 2 bis 3 Sendestunden. Mit dem Sender Leipzig konnte ein recht dicht besiedeltes Gebiet in Mitteldeutschland erreicht werden. Nach einem Artikel in der Zeitschrift "Funk", Heft 13/1924 wurde der Sender aber auch in Ostpreußen und Berlin mit guter Lautstärke gehört. Nach einem weiteren Pressebericht brachte der Leipziger Sender zum Abschluß der Abendvorträge auch Reklamedarbietungen, wovon in der Zeit der Saisonausverkäufe von der Geschäftswelt rege Gebrauch gemacht wird. Mit der Einweihung einer neuen "modernen" Sendeanlage am 17. Juni 1926 auf dem Ausstellungsgelände der "Technischen Messe" wurde der Betrieb des Senders im "Johannis-Hospital" eingestellt. Quellen: [4], [10] Letzte Änderung dieser Seite: 05.10.2020 |